Unterschiedliche Beziehungsmodelle – die verschiedenen Arten der Beziehungsgestaltung

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Ausgehend von der weitverbreiteten Idee und Annahme, dass Beziehungen monogam sein sollten, gab es schon immer und gibt es jetzt verstärkt wieder andere und unterschiedliche Beziehungsmodelle.

Jedes Paar und jede Beziehung ist anders. Zusätzlich verändert sich das Paar und seine Beziehung über die Zeit. Das bedeutet, dass sich Beziehungsverträge, ob ausgesprochen oder implizit, im Laufe der Zeit auch verändern und anpassen können. Es ist gut, wenn das Paar sich darüber verständigt und offen kommuniziert. So können Missverständnisse, Fehlannahmen und meist auch das sog. „Fremdgehen“ vermieden werden. Klar ist, dass solche Vereinbarung niemals unter emotionalem Druck zustande kommen sollte.

Es geht immer um die freie und informierte Entscheidung der beteiligten Partner*innen. Eine Beziehungsberatung zu diesem Thema kann hilfreich sein, um Verletzungen vorzubeugen.

Ich selbst halte jede gemeinsam beschlossene Form der Beziehung des Paares für valide und unterstütze in der Entscheidungsfindung hin zu größerer Intimität.

Eine grobe Einteilung soll hier Orientierungshilfe geben. Die Begriffe sind nicht abschließend und jedes Paar ist eingeladen, gemeinsam eine eigene Ausgestaltung zu überlegen. Es gibt kein richtig oder falsch sondern: was funktioniert für euch und was nicht?

Geschlossene Monogamie: die traditionelle Form der Exklusivität – sexuelle und emotionale Verbindungen sollen unter den Partnern bleiben. Im Detail gibt es allerdings auch hier unterschiedliche Formen.

Fantasie: die Fantasie, andere Menschen ins erotische Spiel mit einzubeziehen ist für beide in Ordnung.

Emotional offene Monogamie: romantische Flirts und emotionale Beziehungen sind ok. Das Paar sollte hierbei tiefe Gespräche über Privatsphäre, Freiheit, Freundschaft und Vertrauen führen. Emotionale Beziehungen sind schwer zu definieren und es ist noch schwerer darüber zu sprechen.

Sexuell offene Monogamie: meist bedeutet das, dass es ok ist mit anderen Menschen Sex zu haben, während beide Partner anwesend sind. Hier gibt es aber eine große Spannbreite der Möglichkeiten, die zu besprechen sind.

Autonom offene Beziehung: eine*r oder beide Partner*innen können sexuelle und romantische Beziehungen ausprobieren, während die Primärbeziehung die erste Priorität hat. In diesen Beziehungen werden alle Aspekte offen besprochen, auch Eifersucht, so dass nichts passiert, womit nicht beide einverstanden sind.

Unabhängig offene Beziehung: obwohl hier keine Beschränkungen bestehen, was jede*r unabhängig vom anderen Partner / der anderen Partnerin macht, ist doch diese Beziehung zentral und oberste Priorität. Der Wert der Beziehung wird oftmals gerade in dieser freiheitsgebenden Qualität gesehen.

Poly: Polyamoröse Paare haben Beziehungen physischer, emotionaler und romantischer Art zu anderen Menschen. Es kann sein, dass sie mit mehreren Partner*innen zusammenleben und einen Haushalt gemeinsam führen und auch gemeinsam Kinder erziehen. Hier gibt es vielerlei Ausgestaltungen. Zentral sind intensive und fortlaufende Kommunikation zwischen den Beteiligten.

Beziehungsanarchie: in dieser Beziehungsform gibt es keine Kategorisierung von Partner*innen mehr. Alle sind gleichwertig. Hier werden die traditionellen Geschlechter- und Beziehungsrollen komplett verlassen. Es geht um Gleichheit und Inklusion.

Jedes Paar befindet sich irgendwo auf diesem Spektrum der Beziehungsformen und der unterschiedlichen Beziehungsmodellen. Die Ausgestaltung ist jeweils unterschiedlich. Diese Kategorien sollen nur als Orientierungshilfe dienen. Sie können ein Ausgangspunkt für einen Austausch sein.

In der Diskussion um unterschiedliche Beziehungsmodelle rate ich dazu behutsam miteinander und sich selbst umzugehen. Man sollte vielleicht damit beginnen, anzuerkennen, was man aneinander hat und was man wertschätzt. Erst dann sollte gemeinsam überlegt werden, ob eine Veränderung in die eine oder andere Richtung zunächst theoretisch interessant sein könnte. Jeder Schritt sollte besprochen und überprüft werden. So bleibt garantiert, dass die Beziehung gestärkt wird, während sie sich entwickeln und verändern kann.

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