Vom Abschiednehmen

„The entire teaching of Buddhism can be summed up in this way, nothing is worth holding on to” (Jack Kornfield)

Die Lehre des Buddhismus kann so zusammengefasst werden: es macht keinen Sinn, an irgendetwas festzuhalten.“ (Jack Kornfield)

In Übergangszeiten, wenn Dinge sich verändern oder Menschen sich verabschieden, dann sind wir oft überwältigt von der Vielzahl der Emotionen. Unterschiedliche Stimmen werden laut. Mal denke ich so, mal so. Morgens so, beim Einschlafen so. Es entsteht ein ungeordnetes Hin und Her. Dieses Erleben ist in Ausnahmesituationen normal. Wenn Beziehungen zu Ende gehen oder andere große Veränderungen im eigenen Leben passieren, erleben wir oft inneren Aufruhr.

Wie kann ich damit umgehen, ohne diesen Aufruhr in die Welt zu tragen? Am Ende von Beziehungen stellt sich uns diese Frage immer wieder.

Für mich ist es hilfreich, den eigenen Gedanken und Emotionen viel Raum zu geben. Ich heiße sie innerlich willkommen und höre zu, was sie zu sagen haben. Die unterschiedlichsten Gäste können kommen und ich bin mit offenem Herzen bei ihnen. Vielleicht kommt Wut, vielleicht Scham. Trauer und Freude zugleich. Da ist der Rachegedanke, polarisiert mit einem Kritiker der Rache. Vielleicht kommt Stolz, vielleicht ein Gefühl, betrogen worden zu sein. Mitgefühl, Trauer, Müdigkeit und andere, alle sind bedeutsam und willkommen.

Möglicherweise tauchen auch ganz tiefe, verletzte Teile auf, zarte Teile. Halte sie in deinem Herzen.

Wie von allein kann dann Mitgefühl entstehen für all diese deine inneren Anteile. Dein mitfühlendes Selbst kann heilen und ist in der Lage, die Hände zu öffnen und zu sagen „ja!“.

Dieser Vorgang ist langsam, behutsam, zärtlich und liebevoll.

Man findet dann vielleicht Frieden in der Erkenntnis, dass alles, was entsteht auch wieder vergeht. Ich habe getan was ich konnte, jetzt öffne ich die Hände und lasse los.

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The Thing Is

BY ELLEN BASS

to love life, to love it even

when you have no stomach for it

and everything you’ve held dear

crumbles like burnt paper in your hands,

your throat filled with the silt of it.

When grief sits with you, its tropical heat

thickening the air, heavy as water

more fit for gills than lungs;

when grief weights you down like your own flesh

only more of it, an obesity of grief,

you think, How can a body withstand this?

Then you hold life like a face

between your palms, a plain face,

no charming smile, no violet eyes,

and you say, yes, I will take you

I will love you, again.

Poem copyright ©2002 Ellen Bass, „The Thing Is,“ from Poetry of Presence: An Anthology of Mindfulness Poems, (Grayson Books, 2017).

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Die Sache ist

von ELLEN BASS

das Leben zu lieben sogar wenn

du keinen Raum mehr hast dafür

und alles was dir wichtig gewesen ist

in deinen Händen zerfällt wie verbranntes Papier,

deine Kehle mit dem Geruch gefüllt.

Wenn die Trauer bei dir sitzt und ihre tropische Hitze

Die Luft dick macht, schwer wie Wasser,

besser geeignet für Kiemen als Lungen;

wenn die Trauer die runterzeiht wie dein eigenes Fleisch

nur mehr als das, ein Übergewicht an Trauer,

du denkst wie kann ein Körper das aushalten;

dann hälst du das Leben wie ein Gesicht

zwischen dienen Handflächen, ein ausdrucksloses Gesicht

kein freundliches Lächeln, keine schönen Augen,

und du sagst ja, ich nehme dich an,

ich werde dich wieder lieben, auf ein neues.

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