Oftmals, wenn wir uns mit unseren Beziehungen auseinandersetzen, haben wir den Blick auf unsere Eltern. Wir stellen uns Fragen dazu. Bin ich meinem Vater ähnlich? Versuche ich alles, um nicht zu werden wie meine Mutter? Wie kann ich anders damit umgehen? Diese Fragen sind oft erhellend, wenn man sich mit dem eigenen aktuellen Beziehungsmuster auseinandersetzen will.
Einen weiteren interessanten Aspekt könnte der Blick auf die erste große Liebe, also die erste signifikante Beziehung im Leben liefern. Dr. Ulrike Lux vom Deutschen Jugendinstitut München hat hierauf in ihrem Vortrag auf der Bindungskonferenz am vergangenen Wochenende in Ulm hingewiesen. Ihre Forschungsergebnisse ermöglichen die Schlussfolgerung, dass der Einfluss dieser Beziehung und insbesondere deren Endes eventuell ebenso stark ist wie die Auswirkungen der eigenen Herkunftsfamilie.
Unabhängig davon, ob dies empirisch nachzuweisen ist, finde ich es in jedem Fall interessant, sich noch einmal mit dieser Beziehung zu befassen. Oftmals findet diese Beziehung in modernen Zeiten bereits in der Schule statt, was für eine prägende Erfahrung spricht. Auch hier ließen sich Fragen stellen, wie ich mich damals verhalten habe. Wie hat die Situation auf mich gewirkt? Was habe ich damals empfunden? Wie sehe ich das heute? Haben die damaligen Erfahrungen vor allem während der Trennungsphase etwas mit meinem heutigen Beziehungsverhalten zu tun?
Im Rahmen der Selbsterforschung und zur Steigerung der Verbundenheit in der aktuellen Beziehung könnte es hilfreich sein, sich in diesem Sinne einmal über diese vergangene erste signifikante Beziehung und deren Ende mit dem aktuellen Partner / der aktuellen Partnerin auszutauschen. Hierbei geht es weniger um die Erzählung äußerer Geschehnisse als vielmehr um die Exploration innerer Zustände und Veränderungen, vor allem in Bezug auf das Erleben der Trennung.
Vielleicht nehmen wir uns heute abend einmal etwas Zeit, um uns unsere erste große Beziehung aus dieser Haltung heraus zu erzählen?