Oftmals gehen wir in Beziehungen davon aus, dass andere wissen, was wir brauchen und wünschen. Dieses Phänomen erleben wir in Arbeits- und Familienbeziehungen, aber ausgesprochen stark in Paarbeziehungen. Gerne folgen wird dem romantischen Ideal, dass unser*e Partner*in uns ja so gut kennt, dass er oder sie genau weiß, was wir brauchen. Er ist ja schließlich unser Partner! Sie kennt uns doch so gut! Wie kann sie das nicht wissen!
Leider lebt jede*r zunächst einmal in der eigenen Wirklichkeit und kann nur vermuten, wie es dem anderen geht. Ich habe im vorangegangenen Blog darauf hingewiesen, dass es gut ist, diese eigene Wirklichkeitsvermutung regelmäßig zu überprüfen. Demgegenüber steht allerdings auch die Aufforderung, das eigene Innenleben immer wieder mitzuteilen. Dies gilt insbesondere für Wünsche und Erwartungen.
Es gehört Mut dazu, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu äußern. Schließlich kann man nicht wissen, wie diese aufgenommen werden. Sie könnten für lächerlich, kindisch, übertrieben, unerfüllbar gehalten werden. Oder es ist einfach etwas anderes gerade von größerer Bedeutung. All diese sind schmerzhafte Erfahrungen. Es gibt keine Garantie dafür, dass der von mir geäußerte Wunsch erfüllt wird und damit muss ich leben. Ich zeige mich, öffne mich, bin verletzlich und begebe mich damit ein Stück weit in die Hand des Partners. Eine große Portion Mut ist erforderlich. Wie wir in unserer Partnerschaft mit solchen Situationen umgehen ist von großer Bedeutung.
Auf der Reise unserer Beziehung haben wir die große Chance, Intimität und Vertrauen immer weiter fortzuentwickeln und zu vertiefen. Intimität entwickelt sich durch die Öffnung, durch den Mut, sich zu zeigen. Vertrauen entwickelt sich durch die wiederholte Erfahrung, dass mit mir in der Beziehung behutsam und gut umgegangen wird, wenn ich mich verletzlich und bedürftig zeige.