Es ist durchaus erhellend (und auch unterhaltsam), sich einmal das übertrieben schlechte Bild klarzumachen, das man selbst von seiner Partnerin / seinem Partner hat, wenn man genervt und in einem schlechten Zustand ist. In dieser Situation werden die herausfordernden Seiten des anderen überzeichnet und herausgestellt, während andere Eigenschaften völlig ausgeblendet sind.
Stelle dir eine solche Situation selbst einmal vor und überlege dir fünf Adjektive, die deine Partnerin bzw. deinen Partner in dieser Karikatur beschreiben. Mach dir klar, dass auch dein Partner / deine Partnerin, ein solches Bild von dir besitzt.
Oftmals, wenn wir streiten, dann streiten diese beiden Bilder miteinander. Es ist hilfreich, sich das klarzumachen. Man bekommt so etwas Abstand zu diesem gedanklichen und emotionalen Konstrukt. Du kannst es dann nutzen, den Konflikt zu entschärfe, statt von diesem Bild benutzt zu werden.
Wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, kann es passieren (und tut es auch oft), dass wir uns gegenseitig dahin „triggern“, den anderen nach diesem negativen Bild zu sehen.
Um das zu vermeiden, ist die Kenntnis des Negativbildes deiner Partnerin von dir hilfreich. Du kannst dann aktiv dagegen angehen und dich antizyklisch verhalten. Statt dich etwa gegen den Vorwurf „Du bist immer zu spät und unzuverlässig“ zu verteidigen, könntest du sagen „Ja, ich bin zu spät gewesen, das tut mir leid, ich möchte das ändern. Es fällt mir schwer, aber ich tue was ich kann. Was wäre für dich hilfreich?“
Wir bewegen uns dann weg von Verteidigungen und Vorwürfen / Gegenvorwürfen hin zu einem echten Gespräch.
Wenn du also weißt, welches überzeichnete Negativbild deine Partnerin gerade von dir im Kopf hat, dann kannst du dich bewusst davon wegbewegen, statt es zu bedienen. Du kannst gleichzeitig vermeiden, in dein eigenes negatives Karikaturbild deiner Partnerin zu rutschen. Die Kenntnis der eigenen inneren Prozesse schafft Raum für Veränderung.