Es gibt ja bereits zahlreiche Witze über das Gedankenkarussell, das sich dreht, wenn jemand etwas tut oder sagt, was wir nicht verstehen. In Paarbeziehungen gibt es die romantische Vorstellung, dass wir uns ohne Worte verstehen. Leider ist das äußerst selten der Fall und so kann es sein, dass man sich lange Erklärungen überlegt oder innerlich Fragen stellt, die mit einer frühzeitigen Thematisierung zu vermeiden wären. Als Menschen ist es unser Lieblingssport, Dinge aus unserer Sichtweise heraus zu interpretieren und zu erklären.
Die Frage „Was ist die Geschichte, die du dir erzählst?“ ist daher sehr hilfreich.
Diese Frage zeigt mir, dass das, was ich denke, nicht die Realität ist. Sie deutet auch darauf hin, dass ich mir meine Gedanken ausdenke, also selbst konstruiere mit Hilfe meiner eigenen Lebenserfahrung und Prägung. Ein wiederholter, regelmäßiger Abgleich der eigenen Erfahrung mit der des Partners / der Partnerin kann hier unterstützen, innere Entfremdung zu verhindern. Ängste, Verdächtigungen, Verletzungen u.ä. können so frühzeitig vermieden bzw. minimiert werden.
Bei beiden erfordert das den Mut, die eigenen Sichtweise zu hinterfragen und auch Sichtweisen zu hören und stehen zu lassen, die der eigenen fremd sind. Geschichten laut auszusprechen nimmt ihnen ihre Macht und verhindert Sprachlosigkeit. Das ist nicht immer einfach, kann manchmal auch erstmal schmerzhaft sein. Hinter dem „Autsch!“ liegt die Möglichkeit der Entwicklung, von mir selbst und von meiner Beziehung.
Solche Gespräche stärken Vertrauen und Verbindung. Möglicherweise begegnen wir uns dann jenseits der Geschichten, jenseits der Emotionen, auf einer tieferen Ebene. Als Menschen.