In Paarbeziehungen agieren wir oft aus alten Mustern heraus. Um die Beziehung neu zu gestalten und mehr Nähe zuzulassen, kann es hilfreich sein, sich dieser alten Muster bewusst zu sein. Das Ziel ist, frei und bewusst zu agieren. Automatismen aus der Herkunftsfamilie, die nicht mehr nützlich sind, möchte man dann hinter sich zu lassen.
Dazu möchte ich hier eine kleine Übung vorstellen, die aus drei Schritten besteht:
- Erst einmal will ich verstehen, wie ich reagiere, wenn ich in meinem kindlichen Persönlichkeitsteil bin, also in dem Teil von mir, der aus der Vergangenheit heraus operiert. Was mache ich, wenn dieser Teil die Kontrolle übernommen hat? Ziehe ich mich zurück, werde ich wütend, kontrollierend oder passiv-aggressiv? In Paarbeziehungen wird dieser junge Teil in uns oft vom anderen aktiviert.
- Im zweiten Schritt verbinde ich diese Reaktion mit meiner Erfahrung in der Vergangenheit. Kann ich mich an eine Zeit in der Kindheit erinnern, in der ich mich genau so verhalten habe? Habe ich dann allein gespielt, habe ich eine große Szene kreiert, war ich dickköpfig oder nachtragend?
- Wie hat mich dieses Verhalten unterstützt? Habe ich bekommen, was ich wollte?
- Wie ist das heute? Hilft mir das Verhalten noch?
- Was würde mein erwachsenes Selbst zu diesem kindlichen Anteil heute sagen?
Der kindliche Teil hatte in der Vergangenheit stets ein sinnvolles Verhalten gefunden. Dieses Verhalten ist aber in der jetzigen Situation häufig nicht mehr hilfreich. Die kindlichen Verhaltensweisen sind zu Automatismen geworden. Unsere Aufgabe ist es jetzt, den kindlichen Teil freundlich in unser erwachsenes Selbst zu integrieren.
Die Übung kann man als Paar im gemeinsamen Gespräch explizit machen. Neben dem eigenen Erkenntnis- und Veränderungsprozess schaffen wir dann auch eine vertiefte soziale Bindung.
Bei diesen Gesprächen sollten wir immer darauf achten, dass diese drei Eigenschaften vorhanden sind:
- Präsenz
- Mitgefühl
- Mut zur Verletzlichkeit
Ich wünsche viel Erfolg beim Üben!