Im Alltag geraten wir immer wieder in Situationen, in denen wir „außer uns“ sind. Wir denken „ich war nicht ich selbst“. Oftmals übernehmen innere Teile unserer Persönlichkeit das Ruder und steuern uns durchs Leben. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut.
Um möglichst integriert und beziehungsorientiert durchs Leben zu gehen, ist es hilfreich, so oft wie möglich im eigenen Selbst zu sein. Darunter verstehen wir im System des“Internal Family System“ unser Innerstes, also das, das wir alle immer haben, was unverletzlich ist und stets verfügbar. In der christlichen Lehre entspricht es ungefähr dem Konzept der Seele als „imago dei“, Spiegel/Abbild Gottes. Im Buddhismus mag man von Buddha- oder Bodhisattva-Bewusstsein sprechen, im mystischen System des Diamond Approach entspricht es dem Zusammenspiel der verschiedenen ursprünglichen Lataif.
Wenn wir in unserem Selbst sind, wenn also unser Selbst die Führung unseres Systems inne hat, dann strahlen wir Eigenschaften aus, die hilfreich sind und uns im Innen wie im Außen nützen.
Das Selbst erkennen wir an den folgenden Eigenschaften:
- Neugier – wir sind offen und interessiert zugewandt.
- Ruhe – wir sind entspannt und friedvoll.
- Selbstvertrauen – wir sind nicht verletzt oder ängstlich, sondern vertrauen ohne Arroganz in unsere eigenen Kräfte.
- Mitgefühl – wir sind bereit, das Erleben anderer nachzuempfinden und möchten Leid abmildern.
- Klarheit – wir sehen unsere Persönlichkeitsanteile als das, was sie sind und lassen uns nicht von ihnen leiten.
- Kreativität – wir können flexibel reagieren.
- Mut – wir sind bereit, uns auch dunkle Ecken unseres Erlebens anzusehen.
- Verbundenheit – wir sind mit etwas Größerem als uns selbst verbunden. Wir fühlen uns mit der Menschheit und der Welt verbunden.
In der Paar- und Einzelberatung ist das Ziel, wieder in dieses ursprüngliche Selbst zurückzukehren. Von dort aus ist es möglich, in Beziehung zu treten und auch Heilung zu beginnen.
Wenn das Selbst nicht präsent ist, agieren wir aus Persönlichkeitsteilen heraus, die mit eingeschränkten Motiven versuchen, uns durchs Leben zu helfen. Wir verteidigen uns oder greifen an, möglicherweise verkriechen wir uns. Unser Selbst ist in der Lage, mit allen unseren Anteilen gut umzugehen, ohne diese etwa zu beschämen oder (weiter) zu verletzen. Wenn das Selbst wieder die Führung übernimmt, können sich die anderen Teile entspannen und wieder harmonisch funktionieren. Ganz im Sinne von Dr. Dan Siegel erfolgt Heilung durch Integration. Unser Selbst ist Magie.
2 Gedanken zu “Unser inneres Selbst – das Zentrum der Beziehung”