Pornos sind Teil unserer Lebenswelt. Das war eigentlich auch schon vor dem digitalen Zeitalter so, aber spätestens jetzt sind sie allgegenwärtig. Welche Rolle können Pornos in der Paarbeziehung spielen?
Vorweg: Ich möchte dazu anregen, feministische Pornos zu konsumieren. Darunter ist nicht eine bestimmte astethische Qualität zu verstehen. Pornos sind dann feministisch, wenn sie auf der Grundlage von „Consent“, also Verabredung und Zustimmung, entstanden sind. Wichtig sind auch faire Arbeitsbedingungen, also Bezahlung und gesundheitliche Betreuung / Aftercare. Es gibt mittlerweile zahlreiche Portale, die ausschließlich solche Pornos anbieten.
Wichtig ist auch: bezahlen Sie für Ihre Pornos. Pornos werden in aller Regel von Sexarbeitenden produziert, die von dieser Arbeit leben. Illegale Portale nehmen diesen Menschen ihre Verdienstmöglichkeit.
Zum eigentlichen Thema: Pornos in der Paarbeziehung können eine positiven Effekt haben. Filme regen die Fantasie an. Sie führen durch die visuelle Stimulation (tatsächlich geschlechtsunabhängig) zur Erregung. Sie laden ein, aus der eigenen Routine herauszugehen und mal etwas Neues auszuprobieren. Pornos können auch die Beziehung entlasten. Sie können zu einer Gesprächseinladung dienen, um dann die eigene Sexualität innerhalb der Beziehung neu zu beleuchten.
Interessanterweise hat eine im Mai 2021 veröffentlichte Studie gezeigt, dass in den allermeisten Fällen Pornokonsum per se keine Auswirkung auf die Beziehung hat. Pornos sind also wahrscheinlich weder „die Lösung“ noch „das Problem“. Weitere Studien sind hier sicherlich erforderlich.
Natürlich kann Pornokonsum auch zu Schwierigkeiten führen. Ein übermäßiger Fokus auf visuelle Stimulation abseits des eigenen Partners / der eigenen Partnerin kann problematisch sein. Dabei gibt es keine abstrakte Norm für „übermäßig“. Wenn der Partner / die Partnerin unzufrieden ist, ist das Anlass, darüber nachzudenken, was für die Beziehung besser wäre. Wenn der Fokus der sexuellen Energie vor allem außerhalb der Beziehung liegt, kann das ein Problem sein (muss es aber nicht, denn jede Beziehung ist anders). Anzeichen für problematisches Verhalten ist zwanghafter Konsum und die Idee, auf andere Weise keinerlei sexuelle Stimulation mehr zu erreichen.
Ein häufig in Pornos angetroffener Mythos ist die Vorstellung, Frauen kämen allein durch die Penetration mit einem Penis (oder möglichst großen länglichen Gegenständen) zum Orgasmus. Selten wird in Pornos die Klitoris gezeigt. Das sollte allen klar sein, die Mainstreampornos anschauen. Sprechen Sie mit ihrer Partnerin mal darüber, vielleicht anlässlich dieses Artikels. Sex ist so viel mehr als Penetration.
Vielleicht kann man ja auch mal was ganz anders machen: die eigene erotische Fantasie aufschreiben und dem Partner/ der Partnerin mitteilen. Vielleicht kann man ein Szenario finden, das beide reizt. Allein die Planung und Vorbereitung kann erregend und verbindend sein. Wenn man hier mit nicht zu viel Erwartung schöne Sinneseindrücke einbaut, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man in irgendeiner Form zueinander findet. Dafür genügt die Bereitschaft, sich darauf einzulassen. Man muss nicht sofort große Lust empfinden. Diese kann mit den Berührungen kommen. Und wenn das nicht so ist, so hat man doch eine schöne sinnliche Zeit miteinander verbracht. Dann kann man ja immer noch zusammen einen Film anschauen 😊.